Saarbrücker Zeitung, Lokalausgabe Neunkirchen 29.01.07

Auf der Suche nach dem nächsten Fischerchor

Von SZ-Mitarbeiterin Anja Kernig

Sie sind eine sichere Bank, die Herren mit dem charmanten "Mäbinger Platt" und dem uncharmanten Namen. Ergo war die Reithalle am Freitag ratzeputz ausverkauft, als es hieß: "Ein Has kehrt zurück!".

Neunkirchen. Wer das Glück besaß, Langhals und Dickkopp am Freitag in der Stummschen Reithalle zu erleben, hat seine Akkus bis zur Heimfahrt randvoll mit Anti-Depressiva aufgeladen. Wobei bekanntlich so ein Auftritt mit dem richtigen Auftakt steht und fällt.

Patent wie sie nun mal sind, haben Jürgen Brill und Uli Schu ab sofort einen neuen Standard-Anfang in petto. Nämlich "Gedichte, die Scheiße aufhören wie: Hast du Schmerzen in der Ripp, nimm Voltaren". Sich darüber den Kopf zu zerbrechen, blieb allerdings kaum Zeit. Denn schon war das erste Liedchen fällig. "Der König von Thol - ein Stück für Klarinette und Eunuche" stellte sich als herzergreifende Schmonzette über Singels im Mittelalter heraus. Köstlich.

Wie im Grunde genommen alle Titel, die folgten, meist begleitet mit Gitarre und Keyboard. Dazwischen immer wieder Anekdötchen. Wenn's sein muss, werden auch mal Internas von Kollegen preis gegeben. Dass George Seitz auch von Anbeginn, also "seit 1922", einen Standard-Anfang hat. Dieser gliedert sich in drei Teile. Nämlich "Unn, sinn ihr gudd druff?", "Sin Pälzer da?" "Arm Sau." Vor Nachahmungen sei dringend abgeraten. Vor allem wenn man Urlaub im Schwarzwald macht und der Filou den eingetrichterten Gag im Supermarkt anbringt.

Gratis im Preis inbegriffen war eine Art Vorrunde zu "Wer wird Deutschlands nächster Fischerchor", bei der das werte Publikum zu Schwachsinns-Refrains verdonnert wurde. Doch für die zwei Herren mit der Lausbub-Seele ist man halt zu jeder Schandtat bereit. Später wurde sich fleißig geoutet. Erstens als "Fast Food Opfer", die bei der Weight-Watchers-Diät um die Küchenlampe kreisende "Hackfleischkischelscha" halluzinieren. Und sie sind die wahrscheinlich einzigen Fans des Marpinger Gemeinderates. Dieser verpulvert regelmäßig viel gutes Steuergeld. Zum Beispiel für Tunnelbau, damit sich Kröten "nicht von dreidimensionalen in zweidimensionale Tiere verwandeln", sprich überfahren werden.

In der Pause flogen draußen die ersten Schneebälle des Winters. Hernach gedachte man drinnen mit dem Vorstand des Hasenzuchtvereins "Bonzel" Ostexweiler eines gewissen Alwiss, der das Zeitliche in der Pfanne gesegnet - und der "Blumen-Kraft-Zeit", wo jeder irgendwie zu Sankt Franziskus wollte.

Höhepunkt des Abends waren aber höchstwahrscheinlich die ekstatischen Tänze Brills. Oder die Verlosung einer potthässlichen Uhr mit ausgelaufener Batterie. Eines ist jedenfalls klar: "Wenn du in Reha bist, kommst du bei uns im Lied nicht vor. So ist das in Marpingen." Ahja. "Alwiss in Rotwein, machet gudd"

Jürgen Brill und Uli Schu gedachten eines Weltklasse-Rammlers


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