Nahe Zeitung vom 22.01.2002

Wer hat die Bonsel erfunden ?

"Martin Weller und Freunde" präsentierten in der Algenrodter VfL-Turnhalle einen modernen "Mundart-Musik-Abend"

Zahnärzte, Cowboys und Hasenzüchter - die vermutlich abenteuerlichsten aller menschlichen Betätigungsfelder zogen sich wie ein roter Faden durch den "Mosel-Hunsrück-Saarland-Musikabend", zu dem Mundart-Barde Martin Weiter in die ausverkaufte Algenrodter Turnhalle eingeladen hatte.

IDAR-OERSTEIN. Einen bunten Mix an moderner Mundartmusik und -comedy bot der vom Idarer Sänger Martin Weller organisierte und von der Kreissparkasse präsentierte Abend "Martin Weller und Freunde" in der Algenrodter Turnhalle. Vom pointiert-geistreichen Moselaner Peter Friesenhahn über das schräg-witzige Saarland-Comedy-Duo "Langhals und Dickkopp" bis hin zum wie immer vielbeklatschten und beim Singen vom Publikum stark entlasteten "Platzhirschen" reichte das reichhaltige Angebot.

Peter Friesenhahn freute sich nach seinem zweiten Auftritt in Algenrodt: "Die beiden Konzerte gehören zu den schönsten in meiner Laufbahn." Der Pündericher Musiker und Wortakrobat hatte die knapp 300 Zuhörer mit hintergründigen Anekdötchen aus dem Alltag und skurrilen Überlegungen ("Wieso schicken die 20-Jährige in den Krieg? Was haben die denn zu verteidigen außer einem alten Auto und einem defekten PC?") sofort auf seiner Seite.

Auch Jürgen Brill und Uli Schu alias "Langhals und Dickkopp" äußerten sich nach ihrem Gastspiel total begeistert über die mehrheitlich von Martin Weller geprägten Fans: "Das hat man selten, dass ein Publikum vom ersten Augenblick an so offen ist und so mitzieht." Daran hatte das Marpinger Duo mit seiner aberwitzigen Komik aber auch großen Anteil. Mit ihren Liedern und ihren Mundartsketchen erinnern sie an eine Mischung aus "Biermösnbloas'n" und Heinz Becker. Zwischen witzigen Liedern, die mit großem Instrumentalkönnen dargebracht wurden, gab's immer wieder Sketche,

"Wie sagt ihr für Atgenrodt? Ahlscherd? Da muss doch irgendwann mal was ganz Schlimmes passiert sein..."
Langhals und Dickkopp machten sich auch ihre Gedanken über die Dialektform des Veranstaltungsortes.


bei denen sich Brill und Schu mit einfachen Mitteln in die "Märpinger" Tratschtanten Marlene und Gertrud verwandelten. Höhepunkte ihre Diskussion der Frage, wie denn nun Marlenes Mann mit Vornamen heißt. Keine wußte es:
"Miir saan nur, dem Marlene seiner... - " "Unn ich saan nur: meiner"

Publikum übernahm Refrains

Martin Weller zog wie gewohnt alle Register seines Könnens und eines mittlerweile reichhaltigen Repertoires. Dass seine Fans die Lieder um Stubbi und Spießbraten nicht müde werden, zeigt die Tatsache, dass Weller diesmal so wenig zu singen hatte wie nie: Die Refrains übernahm weitgehend das Publikum. Der Hunsrück-Cowboy ("Ich bin hoch zufrieden mit dem Abend"), der ebenso wie mit Friesenhahn bereits mehrere Konzerte mit. Langhals und Dickkopp bestritten hat, philosophierte schließlich über die Tatsache, dass sowohl er wie auch das Marpinger Duo bei ihren völlig unabhängigen Interpretationen des Lebens eines typischen Kaninchenzüchters auf eine besondere Auszeichnung gekommen sind: die "golden Bonsel"...

Stefan Conradt



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