Trierischer Volksfreund vom 15.09.2001

Gelebter Humor "uff saarlännisch"

Jürgen Brill und Ulli Schu alias Langhals und Dickkopp reißen das Publikum mit

Von unserem Redakteur
JÖRG PISTORIUS

HERMESKEIL. Jürgen Brill und Ulli Schu haben alle Attribute eines erfahrenen Comedy- und Kabarett-Duos. Perfektes Zusammenspiel, viel Charisma, ein gutes Programm mit Freiräumen für Improvisation. Und: Sie sprechen reines Saarländisch, und zwar so gut, dass auch der Rest der Bundesrepublik begeistert ist.

Mit ihrer Show "Moss datt senn?" (Muss das sein?) kamen Brill und Schu alias Langhals und Dickkopp nach Hermeskeil. Ihre Show war die erste große Abendveranstaltung des am Freitagabend im Johanneshaus eröffneten Hermeskeiler Kulturherbstes, der bis zum Monatsende in beinahe täglichem Wechsel Höhepunkte aus Musik, Kunst und Kabarett anbietet.

Nicht aufgesetzt und einstudiert

Brill und Schu sind ein Phänomen. Optisch machen sie nicht viel daher: Der eine am Keyboard, der andere an der Gitarre, gekleidet in unauffälligem Gammel-Schwarz. Was aber nicht weiter stört. Einzeln, zusammen und im ständigen Dialog mit dem Publikum präsentieren Langhals und Dickkopp einen Humor, der nicht aufgesetzt und einstudiert ist, sondern von ihnen gelebt wird. Nicht nur auf der Bühne, sondern ständig und immer.

Da wären die Dialoge zwischen "emm Marlene unn emm Gertrud", zwei saarländischen Hausfrauen mittleren Alters. Um sich in die beiden "Ritschkettes" (Schwatztanten) zu verwandeln, brauchen Brill und Schu nur zwei Geheimratsecken verstärkende Lockenwickler.

Und dann folgen Gespräche über "emm Rosie sein Hochzeit", in deren Verlauf Gertrud die Katze mit einem elektrischen Vibrationskissen verwechselt oder erörtert wird, ob es zu Frauenzeitschriften wie "Brigitte" oder "Tina" männliche Äquivalente wie "Walter" oder "Heinz-Günter" geben sollte.

Der Saarländer im Publikum beobachtet natürlich heimlich, ob seine Hochwälder Banknachbarn in der Aula der Realschule nur aus Höflichkeit grinsen oder von den beiden Nasen auf der Bühne tatsächlich mitgerissen werden. Ein nicht ganz moralischer Test mit einem tadellosen Ergebnis. Der Humor kommt an. "Ich kann problemlos folgen", meint Michael Hülpes, Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde. "Wenn ich mal einen einzelnen Begriff nicht verstehe, frage ich meine Frau."

Ausflüge in die Tiefen des Dialekts

Auch die Reaktionen des Jugendbeauftragten Bernd Hermesdorf lassen darauf schließen, dass ihm die Show äußerst gut gefällt.

Brill und Schu haben die Sympathien des Publikums schnell gewonnen. Ihre Ausflüge in die Tiefen des Dialekts ergänzen und komplettieren ihre Vorstellung. Geradezu linguistischen Wert hat Gertruds Antwort "Loss meich moll simlieren" (Lass mich mal überlegen) auf Marlenes Frage, ob sie sich noch an den Namen des eigenen Mannes erinnern kann.

Der Kulturherbst geht weiter: Heute Abend um 20 Uhr läuft die Theater-Satire "William Shakespeare's Der Sturm" in der Hochwaldhalle.



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